Weltpremiere der 10. Symphonie von David Maslanka

Als der US-amerikanische Komponist David Maslanka im August 2017 verstarb, hinterließ er nicht nur mehr als 50 Werke für Bläserbesetzungen (darunter sieben Symphonien), sondern auch seine unvollendete 10. Symphonie. Um nachvollziehen zu können, warum das für unser Orchester etwas Besonderes ist, muss man den großen Einfluss David Maslankas auf die symphonische Blasmusik betrachten.

Etablierung der symphonischen Blasmusik

Erst in den letzten 50 Jahren hat sich das Repertoire für symphonische Blasorchester zu jenem facettenreichen Bestand entwickelt, den man heute in Konzertsälen auf der ganzen Welt bewundern kann. Bevor David Maslanka und seine Zeitgenossen in Erscheinung traten, gab es nur wenige Originalkompositionen für solche Besetzungen. Mit Werken wie A Child’s Garden of Dreams (1985) und seinen Symphonien verhalf David Maslanka einem völlig neuen Genre zum Durchbruch und konnte sich so auf ewig einen Platz in der Geschichte der symphonischen Blasmusik sichern. Auch die ABW hat bereits einige Werke von David Maslanka aufgeführt, unter anderem die 8. Symphonie im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins im Dezember 2015.

Entstehung der 10. Symphonie

Die 10. Symphonie wurde 2016 als Auftragskomposition von einem Konsortium unter der Leitung von Scott Hagen und Stephen K. Steele ins Leben gerufen. Ursprünglich hätte das viersätzige Werk bereits 2017 aufgeführt werden sollen, doch leider erkrankte David Maslanka und konnte vor seinem Tod nur den ersten, zweiten und vierten Satz fertigstellen. Es brauchte nun jemanden, der die fehlenden Stellen vollendete.

Matthew Maslanka, Davids Sohn, teilte bereits zu Lebzeiten seines Vaters Passion für Musik. Nach seiner musikalischen Ausbildung am Euphonium an der Indiana University betätigte er sich als Verleger und gründete 2012 den Maslanka Press Verlag mit dem Ziel, die symphonische Blasmusik in die Welt hinauszutragen. Schließlich trat er auch als Komponist in die Fußstapfen seines Vaters.

Um das Vermächtnis seines Vaters zu vollenden, beschloss Matthew nach dessen Tod gemeinsam mit dem auftraggebenden Konsortium die fehlenden Teile der 10. Symphonie zu ergänzen und sie schließlich aufzuführen. Als im Juli 2017 Matthews Mutter und Davids Ehefrau Alison verstarb, verschlechterte sich auch Davids Gesundheitszustand rapide und es war absehbar, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Am 6. August 2017 kündigte Matthew noch an, am nächsten Tag nach Montana zu fliegen, um mit seinem Vater seine letzten Ideen zum 3. Satz zu besprechen. Das Gespräch fand nie statt, David verstarb noch in derselben Nacht.

Fertigstellung und Premiere

Trotz seines Gesundheitszustands brachte David Maslanka selbst auf seinem Sterbebett noch letzte Gedanken und Skizzen zum dritten Satz zu Papier. Es war sein Wille, dass sein Sohn damit das Werk vollendet. Dank Matthew und der Unterstützung des Konsortiums konnte so die Symphonie bis Anfang März 2018 fertig komponiert und orchestriert werden.

Die Premiere fand am 3. April 2018 in der Libby Gardner Hall der University of Utah statt. Die Aufführung wird vom University of Utah Wind Ensemble unter der Leitung von Scott Hagen vorgetragen, mit Matthew Maslanka am Euphonium. Eine Aufnahme der Aufführung ist unter folgendem Link verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=wTSXzmafSWA. 

Wir gratulieren zum Erfolg der Premiere und freuen uns schon, die 10. Symphonie früher oder später in die Wiener Konzertsäle zu bringen.

Referenzen

[1] https://www.maslanka.org/newsroom/2018/3/24/university-of-utah-wind-ensemble-to-premiere-david-maslankas-final-symphony

[2] http://davidmaslanka.com/an-introduction-symphony-no-10-and-the-future/

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